Ökoautos ?

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Öko ist in, bestimmt ist auch ein bisschen notwendig, aber vor allem ist trendy und fortschrittlich sein ist das natürlich auch.

Wie kann da die beinah wichtigste Branche der Menschheit sich  diesem Kurs entziehen? Gar nicht. Schließlich geht es um Milliarden. Und um den Wohlstand der Gesellschaft. Da muss man sich eben anpassen als Kulturbringer.

Autos herzustellen ist heute keine leichte Aufgabe. Die nach wie vor "liebsten Kinder" entwickeln sich nach und nach zu anspruchsvollen und problematischen Geschöpfen. Kaum ein Objekt menschlicher Begierde vermag es soviel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und kaum eine menschliche Kreation kann so vieles von uns selbst, von unseren Wünschen  und Ängsten erzählen.

Ein Auto ist von Anfang an nicht nur einfach ein Transportmittel gewesen, das uns von A nach B bringt, es ist Symbol für erwachsen und unabhängig sein, für Mobilität und Flexibilität, für Status und Macht, Haben und Sein,  ja sogar Weltanschauung und Philosophie vermag es zum Ausdruck zu bringen.

Und so scheiden die Klassen auch heute noch die Geister und die Kassen: vom sparsamen Parklückenwunder bis hin zum fahrbaren Wohnzimmer, alles ist drin für jeden Typus den richtigen Typ. Natürlich darf da im Sortiment das Umweltbewusstsein nicht außen vor bleiben. Ob es nun an den explodierenden Spritpreisen, an knapper werdenden Rohstoffen oder schlicht und einfach am Ökogewissen liegt, das Auto als wandelbarer Stern am klaren Morgenhimmel bringt uns einer neuen Zukunft entgegen.

Bis dahin, sorry, sehen wir uns leider noch gezwungen  vor uns hin zu stinken, aber wir geben uns Mühe. Eines Tages werden wir von 0 auf 200 kmh in 3 sek beschleunigen, die Strecke von München nach Flensburg in 3 Stunden schaffen und dabei nichts als einen guten Eindruck hinterlassen.

Aber wieviel ist wirklich dran, was ist möglich und wie können wir es bekommen?

Soviel steht von vornherein leider fest, es gibt kein umweltfreundliches Auto, noch nicht und auch nicht in naher Zukunft. Es gibt im Moment auch keines, dass halbwegs Umweltbewusstsein und geiles Fahrgefühl miteinander vereinen kann. Was man bei dem einen zulegt, kann man bei dem anderen vergessen. Doch es wäre nicht angebracht, würde man den Forscherdrang und den Entwicklungsgeist von Technikern und Ingeneuren in Automobilindustrie unterschätzen.

Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Ansätze. Der erste zielt auf eine stetige Optimierung des Vorhandenen und die zweite Möglichkeit zielt auf neue Technologie, Werk- und Kraftstoffe.

So entwickelt VW zum Beispiel die FSI- Schichtmotoren, die das Benzin- Luft- Gemisch exakt im Moment der Zündung zur Kerze lenken. Damit kommt in der Mitte der Brennkammer viel und am Rande wenig Treibstoff zur Explosion. Dadurch können ungefähr 15 % Treibstoff eingespart werden.

Ein Problem was bei dieser Art von Verbesserung auftaucht, ist das Weiterentwicklung nur zum Teil auf mehr Effizienz der Kraftgewinnung gerichtet ist, ebenso so sehr ist man aber auch um  Komfort und Sicherheit bemüht. Das bedeutet, an Gewicht und Größe zulegen und mehr und mehr Einsatz von Elektromotoren für Fensteröffner, ABS, Servolenkung, Klimaanlage usw. Für all das werden etwa 25% des Treibstoffs verbraucht. Was an einer Stelle eingespart wird, legt man hier doppelt wieder drauf. 

Zum anderen werden langsam die Grenzen des herkömmlichen Kraftstoffs erreicht, zuviel Schwefel, aromatische Kohlenstoffe und zuwenig homogen. Für immer ausgefuchstere Motoren wären spezielle "Synfuels" notwendig. Die könnten nicht nur aus Erdgas oder Erdöl das umweltbewusste Äquivalent "Sunfuels" kann auch aus Biomasse wie Stroh, Gartenabfälle hergestellt werden, dann sind seine Abgase auch frei von zusätzlichen Kohlendioxid.

Bislang ist VW aber mehr mit dem Ein- Liter- Autor beschäftigt, dass zwar mit sensationellen 5 Liter eine Strecke von Hamburg bis nach Frankfurt schafft, aber vom dem/ der KäuferIn eine kräftige Vorfinanzierung für zukünftiges Sparen verlangt. Für die "Spar"version vom Audi 2 oder dem Lupo sind nämlich satte 4000 - 9000 DM mehr hinzulegen, als für die Standardvarianten. 

Ob solche Autos wirklich zum Verkaufsrenner werden sollen ist wahrlich zu bezweifeln. "große Wagen- große Gewinne"-lässt sich die Strategie vor allem für Amerika vereinfacht darstellen. Dort ist derzeit der Trend ganz eindeutig Richtung fettes Auto. Big, bigger, great - die "SUVs" (sports utility vehicles) sind so was wie die Georg Bushs der Autobranche, überdimensionierte Off-Roads, bei denen man noch mal so richtig zeigen kann, was man hat und wer man ist. Solche Monster bringen den Autounternehmen bis zu 30 000 DM Gewinn von den Einnahmen der Mineralölkonzernen ganz zu schweigen. Der Megaknüller der Saison sollte der Straßentaugliche Unimog werden, den Daimler- Chrysler in den USA rausbringen wollten, wovon sie aber nach den heftigen öffentlichen Diskussionen absahen. Europäische HändlerInnen nehmen sich dazu vergleichsweise harmlos aus. Doch ein Opel Astra Coupe OPC X-Treme mit 444 PS, ein Porsche GT2 mit 452 PS oder ein Audi A8 mit 20l -Verbrauch im normalen Straßenverkehr sind auch nicht ohne.

Demgegenüber stehen Versuche, wie der von Greenpeace, die sich mit 3,5 Millionen DM Vorfinanzierung bei Renault ins Spiel gebracht haben. Herausgekommen ist eine abgespeckten Version des Renault Twingo . Dieser wurde ohne Komfort- und Sicherheitsverlust, um knapp 200 kg erleichtert, bietet  55 PS und eine Spitzengeschwindigkeit von 170 km/h. Der Twingo "SmILE "  frisst bei zurückhaltender Fahrweise beinah nur die Hälfte wie sein Original.

Wirklich effizienter wird das Auto aber erst dann, wenn sich am Antrieb etwas ändert. Im  Großen und Ganzen scheint sich hier die Energiegewinnung aus der kalten Verbrennung, der Wasserstoffantrieb, als Trend zumindest in der Forschung weiter fortzusetzen. Doch Wasserstoff ist ein Energieträger, der nicht einfach abgebaut werden kann. Um ihn wirklich das Etikett ökologisch einwandfrei zu verleihen, darf er nicht aus billigem Erdgas oder -öl hergestellt werden, sondern muss aus regenerativen Quellen stammen. Und mal ganz am Rande, was mir so durch den Kopf geht, was geschieht mit dem abgelassenen Wasserdampf und von welchen Mengen sprechen wir hier eigentlich? Kühlt er ab und regnet nieder oder bilden sich über den Millionenstädten soviel Wolken, dass wir einen schnelleren Treibhauseffekt hervorrufen, als mit Kohlendioxid. 

Bei DaimlerChrysler und Ford hat man Milliarden in die Unternehmen des Kanadiers Geoffery Ballard gesteckt, quasi der Erste der sich ernsthaft um eine Brennstoffzelle mit vernünftigen Ausmaßes kümmerte. Die Ausmaße der heutigen Ballard-Zellen passen in den doppelten Boden der A-Klasse von Mercedes und sie übertreffen jeden Verbrennungsmotor mit einem etwa 70% höher liegenden Wirkungsgrad.

Bei BMW gibt es in den Versuchsreihen mit Limousinen zwar Wasserstoff, der jedoch wird im herkömmlichen Otto-Motoren verbrannt. Mit weniger Gewicht bei den Fahrzeugen und Wasserstoff aus regenerativen Quellen, bleibt er auch aus umweltbewusster Sicht vor Fahrzeugen mit Brennstoffzellen.

Woran es bislang auch noch mangelt ist die flächendeckende Versorgung mit dem Wundergas. Solange eine solche Infrastruktur fehlt, setzten die EntwicklerInnen auf eine Doppelstrategie.

General-Motors  plant die Wasserstoffgewinnung aus Benzin mit Hilfe eines Reformers, der sich im Wagen, neben der Brennstoffzelle befindet soll. Doch bislang hat er die Ausmaße um einen halben Raum zu füllen und es ist zweifelhaft, ob sich so tatsächlich Benzin und CO2 einsparen lässt.

DaimlerChrysler setzen auf eine Konstruktion, die statt Benzin Methan verwendet und gemeinsam mit Ballard Power arbeiten sie an der Direkt-Methanol-Brennstoffzelle. Jedoch ist auch die Versorgung mit Methanol momentan nicht gewährleistet.

Ganz neu und ganz anders schaut da der Revolution von Hypercar aus, einem Unternehmen hinter der ein Konsortium von 17 Firmen steht und dessen Geschäftsführer der Jungunternehmers  Jon Fox-Rubin ist. Bislang existiert von ihm allerdings nur eine 1:1 Modelversion ohne jedes Innenleben. Das ist aber bereits entworfen und durchdacht bis hin zur letzten technischen Feinheit, bis hin zum Crash-Test und Windkanal, wenn auch bisher nur am PC. Was dabei herauskam, ist ein komfortabler, allradgetriebener Fünfsitzer, der einem BMW X5 in nichts nachstehen soll. Worauf vor allem gesetzt werden soll, ist Gewichtsreduzierung, also Stahl rausnehmen und durch Kunststoff ersetzen, so dass schließlich gerade mal die Hälfte von einem normalen Auto auf die Waage gebracht werden sollen. Als Motor wird eine Brennstoffzelle eingesetzt werden, die über einen stufenlosen Elektromotor ihre Energie auf beide Achsen bringt. Bleibatterien, Auspuff, Anlasser, Schaltung und Kupplung fallen dabei ersatzlos weg. gelenkt würde über ein Joystick, damit wären auch alle hydraulischen und beweglichen Teile der Lenkung nutzlos. Michelin erklärte sich bereits bereit für das Leichtgewicht spezielle Reifen zu entwickeln, die den Rollwiderstand senken. In der Simulation braucht der Revolution  so eine Brennstoffzelle und ein Äquivalent von 2,4l Benzin auf 100 km in Form von Wasserstoff. Doch sämtlichen großen Konzernen bleiben auf Distanz mit Hypercar, technisch faszinierend doch nicht zu finanzieren. Aber möglicherweise braucht das Fahrzeug der Zukunft nicht von der Autoindustrie übernommen werden, sondern wird mit einen Computer- oder Software-Hersteller als Partner gebaut.

Quelle: Geo 9/2001

www.geo.de